Witwenbewegung

Der Norden Nigerias und Kameruns wird seit Jahren von gewalttätigen Gruppen terrorisiert. Die islamistische Sekte Boko Haram hat es systematisch auf Christen abgesehen, sowie auf die Mehrzahl der Muslime, die den Terror nicht unterstützen. Das fragile gesellschaftliche Gefüge wird zudem durch gewaltsame Landkonflikte zwischen Hirtenvölkern und sesshaften Landwirten erschüttert. Zurück bleiben Tausende von Witwen und ihre Kinder, die in extremer Armut leben.

 

2017 haben diese Witwen in Nigeria begonnen, sich in einer Bewegung zusammen zu schliessen,

die kontinuierlich wächst und aktuell 3000 Mitglieder umfasst. 2023 wurde die Bewegung auch in Kamerun lanciert und zählt zur Zeit ca. 130 Mitglieder.


Obwohl ihre Männer umgebracht wurden und viele von ihnen auf der Flucht ihr Hab und Gut zurücklassen mussten, geben diese Frauen die Hoffnung für sich und ihre Kinder nicht auf. Jede Woche treffen sie sich in erweiterten Mikrofinanzgruppen, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Unter den Schicksalsgenossinnen entsteht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und ein sicherer Raum, in dem ihre Traumata heilen können. Gemeinsam stehen die Frauen wieder auf und fassen Mut, ihre Zukunft zu gestalten.

Wie Rings of Hope die Witwenbewegung unterstützt:

Wir begleiten Menschen auf materieller, psychosozialer und spiritueller Ebene.

Materielle Ressourcen stärken

  • Soforthilfe: „Wir wissen nicht, was wir unseren Kindern heute Abend zu essen geben können. Und wenn wir die Schulgebühren nicht bezahlen können, laufen unsere Kinder möglicherweise von Zuhause weg und schliessen sich einer Bande an, um durchzukommen.“ – das sind grosse Sorgen für die alleinerziehenden Witwen. Darum erhält jede Frau zu Beginn etwas Bargeld, um das Nötigste zu kaufen und um in ihr Kleingeschäft zu investieren.
  • Darlehen: „Jetzt bin ich eine Grossbäuerin!“ lacht Grace als sie von ihrem erfolgreichen Geschäftsjahr erzählt: Dank einem Darlehen konnte sie die dreifache Menge an Erdnüssen verkaufen. Da die meisten Frauen Bäuerinnen sind, können sie anstelle von Geld auch Düngemittel erhalten und dieses am Ende der Saison zurückbezahlen. 
  • Kleingeschäfte: Bäuerinnen, die auf Grund der Terrorgefahr ihre Felder nicht mehr bestellen können, erhalten die Möglichkeit, sich in der Produktion von Seife, Tierfutter oder anderen Einkommen-generierenden Aktivitäten weiterzubilden.

Soziale Ressourcen

  • „Früher konnte ich kaum lesen und schreiben, geschweige denn vor Leuten sprechen“ berichtet Hanna, eine der Hauptleiterinnen. Rund 70% der Frauen in der Witwenbewegung sind Analphabetinnen. Die meisten von ihnen leben in entlegenen Dörfern, wo sie keinen Zugang zu Bildung haben. Jetzt ist Hanna Teil eines Leitungsteams, das ein Erwachsenenbildungsprogramm in ländlichen Gegenden aufbaut.  

Psychosoziale und spirituelle Ressourcen stärken

  • „Ich fühle mich nicht mehr allein“ – das ist eine der meistgenannten positiven Veränderungen, welche die Witwen erwähnen. Dank einfachen Instrumenten und Übungen während den wöchentlichen Gruppentreffen erstarken die Frauen. Wir verwenden dabei Ansätze, die mit der lokalen Kultur im Einklang stehen und auf bestehenden Stärken aufbauen.

Wir schaffen Raum und ermöglichen Erfahrungen, damit sich Menschen ihres unveräusserlichen Wertes bewusst werden.

Hoffnung erleben

  • Wenn die Leiterinnen der Bewegung ein neues Dorf erreichen, laden sie die Witwen vor Ort zu einem Treffen ein, um ihnen die ganzheitliche Vision der Bewegung vorzustellen. Sie erinnern die Frauen an ihre Würde in dem sie ein Erlebnis kreieren, durch das für sie Hoffnung über alle Sinne erfahrbar wird. 

Sicherer Raum

  • Jede Witwe erhält die Gelegenheit, im geschützten Rahmen ihre Geschichte zu erzählen. Der Überfall und der Verlust von Mann und Söhnen, die Flucht, der Kampf ums Überleben. Dabei wäscht eine Leiterin der Witwenbewegung ihr die Füsse: Sinnbildlich wird so das Durchlebte abgewaschen und gleichzeitig wirkt dieser körperliche Kontakt unterstützend während diesem verletzlichen und heilsamen Moment. Als Abschluss erhält jede Frau einen Ring geschenkt. „Du bist nicht vergessen, du bist zugehörig und unendlich kostbar.“ Der Ring ist das bleibende Erinnerungszeichen in Alltag: Jedes Mal, wenn ihr Blick auf diesen Ring fällt, wird die Frau an ihre Würde erinnert.

Wir fördern Teams, die dank selbstorganisierter Prozesse ihr kollektives Potenzial entfalten.

Selbstgeführte Organisation

  • Wir begleiten die Bewegungen beim Aufbau einer Governance-Struktur, die eher wie ein Organismus als wie ein Organigramm aussieht. Anstatt eines fixen Stellenbeschriebs übernehmen die Leiterinnen Aufgaben, die auf ihre aktuellen Kompetenzen zugeschnitten sind. Entsprechend ihrem Interesse, Potential und Bedarf können sie mit der Zeit zusätzliche Rollen übernehmen. So bleibt die Leitungsstruktur der Bewegung flexibel und passt sich dem kontinuierlichen Wachstum an.

Authentische Leiterschaft

  • Wir ermutigen die Leiterinnen den persönlichen Austausch als wichtigen Bestandteil ihrer Team-Treffen wahrzunehmen. Persönliche Herausforderungen sind keine Ablenkung, sondern die Kraft und Weisheit von Morgen. Schlüssel dazu sind Wertschätzung und Authentizität, sowie Prozesse, um kollektive Intelligenz fruchtbar zu machen.

Wir bauen flexible Bewegungen, die sich weiterentwickeln und multiplizieren.

 Betroffene werden zu Leiterinnen 

  • „Ich bin eine von euch“ – so stellt sich Saratu, eine nigerianische Leiterin, jeweils den Witwen vor, wenn sie in ein neues Dorf kommt. Aus den Reihen dieser Frauen werden bald neue Leiterinnen aufstehen, die bereit sind, in abgelegene Regionen zu reisen, um weitere Witwen zu erreichen. Diese Art der organischen Multiplikation ist gleichzeitig eine Strategie der Wiederherstellung: Wenn Betroffene sich für andere Betroffene einsetzen, werden sie dabei auch selbst gestärkt. 

Die Vision wächst mit

  • „Wie sieht Hoffnung als Nächstes aus?“ – die Ziele jeder Bewegung entwickeln sich ständig weiter. Im Zentrum steht daher nicht eine fixe Vision, sondern Menschen, die ihre Vision immer weiter ausbauen. 

Multiplikation

  • In jeder Bewegung geht es immer auch um die Erweiterung der Vision zu Gunsten eines grösseren Kreises. Die Witwenbewegung fokussiert sich auf Frauen, die ihre Männer auf Grund von politischer oder religiöser Gewalt verloren haben. In Regionen, wo diese Witwen bereits erreicht wurden, sind auch andere wirtschaftlich vulnerable Witwen eingeladen, Teil der Bewegung zu werden. 

Digitale Technologie

  • Um die Hoffnungsbewegungen optimal zu unterstützen setzt Rings of Hope auf Cloud-basierte Technologie für Monitoring und Projektmanagement. Dieser Ansatz erlaubt eine flexible und wirkungsvolle Zusammenarbeit der Teams in Nigeria und der Schweiz.

Wir fördern Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit von Individuen und Bewegungen mit dem Ziel ihrer Selbstständigkeit.

Coaching

  • „Was denkst du dazu?“ – Diese Frage stellen wir den Leiterinnen der Witwenbewegung oft, denn wir sehen uns vor allem in der Rolle von Coaches. Sie verfügen über das kulturelle Verständnis und Erfahrungswissen, um zu beurteilen, was eine Situation erfordert. Unser Beitrag ist die Bereitstellung oder Vermittlung der fehlenden Ressourcen und Kenntnisse.

Unabhängigkeit

  • Wir arbeiten darauf hin, lokale Leitungsteams so zu fördern, dass sie in Hinblick auf Finanzierung und Leitung von Rings of Hope unabhängig werden.


Möchtest du auch Hoffnung säen oder bist du einfach nur neugierig, mehr zu erfahren? Melde dich bei uns!

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